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Persönlicher Kommentar

Verdrängung hilft nicht.

Sinkende Ausgabenerwartungen sind seltene Freudenmomente bei der Aufstellung von kommunalen Haushalten. Der erfahrene ÖDP-Bezirksrat Alexander Abt hat mir dazu einmal eine interessante Geschichte erzählt: Im letzten Haushaltsjahr des Bezirks Schwaben fiel ihm bei den Beratungen auf, dass die Kosten für die stationäre Pflege von 127 Millionen auf nur noch 104 Millionen gesunken waren. Auch die Erwartungen für das Folgejahr wurden ähnlich niedrig angesetzt. Statt sich wie alle anderen darüber einfach zu freuen, fragte Abt aber genauer nach: Einige Träger der Pflegeheime sahen sich gezwungen, Betten abzubauen, weil schlicht und einfach kein Personal zu finden war. Die Einsparungen bei der Kommune (weniger Betten = weniger Zuschüsse) signalisierten also keine erfreuliche Sparsamkeit oder eine Entschärfung des Problems, sondern ganz im Gegenteil einen zugespitzten Notstand. Der Bedarf an Pflegeplätzen war nämlich gestiegen. Das Angebot musste jedoch wegen Personalmangel gekürzt werden. Die ohnehin schon überlasteten familiären „Pflegekräfte“ (Ehepartner, Töchter und Söhne, Schwiegerkinder – oft selbst schon im Rentenalter) finden weiterhin keine Lösung des Pflegeproblems. 

Mir ist dieser Erfahrungsbericht aus der Kommunalpolitik wieder eingefallen, als dieser Tage die großen Sozialverbände auf die dramatische Lage im gesamten Pflegebereich hingewiesen haben. Dort brennt es seit langem an vielen Stellen. Der kollektive öffentliche Blick richtet sich ungern auf dieses Thema; Verdrängung hilft aber auch hier nicht. Da die meisten Menschen alt werden und alt werden wollen, wären wir alle gut beraten, dem Thema Pflege mehr Aufmerksamkeit zu widmen. 

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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Wichtiger Hinweis:
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