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Persönlicher Kommentar

Wünsche und Projekte

„Zu Zeiten, da das Wünschen noch geholfen hat…“ heißt es oft in den Märchentexten der Gebrüder Grimm. Die beiden Intellektuellen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sammelten nicht nur Märchen und formten sie literarisch um. Sie theoretisierten auch nicht nur zur deutschen Sprache. Die beiden Grimms engagierten sich in unruhigen, ja revolutionären Jahren sehr dezidiert politisch. Dabei wussten die Märchenfreunde sehr genau, dass das Wünschen alleine weder früher noch zu ihrer Zeit geholfen hat. Es war für sie aber ganz selbstverständlich sinnvoll, über die aktuellen Verhältnisse „wünschend“ hinauszudenken. Sich vorstellen wie es sein könnte, eine Vision entwickeln, die mehr ist als Träumerei und Ablenkung – das ist oft der Start eines Projektes. 

Der Jahreswechsel ist die Zeit des geradezu inflationären Austeilens und Empfangens von guten Wünschen. Nichts dagegen. Aber mich würde oft interessieren, was sich die Leute wirklich unter einem „guten neuen Jahr“ vorstellen. Dass es „gesund“ sein möge und auch „friedlich“, ja gut. Aber welche Fortschritte, welche Projekte wünscht sich und plant mein Gegenüber denn für die kommenden 12 Monate? Was soll denn um alles in der Welt weniger werden, was soll zunehmen, was endlich beginnen? Wäre schon interessant zu erfahren…

Ich wünsche mir selber und den Leserinnen und Lesern dieses Textes den politischen Mut und die Freude am Schönen, die den Gebrüdern Grimm eigen waren. Sie verloren zeitweise wegen ihres Engagements für Demokratie und Menschenrechte zwar ihre Stellung als Universitätsprofessoren, die Begeisterung für Sprache und Literatur verloren sie nie. 

Das neue Jahr wird ebenso wenig wie seine Vorgänger märchenhaft werden. Aber es darf ruhig etwas „grimmig“, also politisch engagiert und geistvoll interessant werden.  

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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