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Persönlicher Kommentar

Keine Geschenke!

In meinem Alter wird man zuweilen zu Geburtstagen anderer alter Menschen eingeladen. Sehr oft lese ich dann den Hinweis: „Bitte keine Geschenke – wir haben alles!“ 

„Wir haben alles“ – was für ein Satz! Schwarz-Rot-Grün-Gelb und natürlich auch Braun-Blau jammern mit nahezu allen Wirtschaftsverbänden über die Erwartung von schrecklich mageren 0,2% Wachstum im aktuellen Wirtschaftsjahr. Würden wir alle „vernünftig“ im Sinne der Wachstumslogik denken und handeln, dann wäre der Satz aus der Geburtstagseinladung verboten. Jubilare mit ökonomischem Verantwortungsgefühl sollten besser schreiben: „Wir haben schon alles, wünschen uns aus gesamtwirtschaftlichen Erwägungen aber weitere satte Geschenke – bitte nichts Selbstgebasteltes oder kreativ Ausgedachtes – nein, richtig teure Ware mit Effekt für das Sozialprodukt!“

Der arme grüne Wirtschaftsminister musste sich ein „Wachstumschancengesetz“ (Superwort!) ausdenken und schickt sich nun an, ein weiteres ökologisches Tabu zu brechen: Die Erlaubnis, CO2 aus Gaskraftwerken unter dem Meeresboden zu verstecken, wird wohl kommen.  Ein „Schadstoffreduzierungschancengesetz“ (auch super!) unter dem Motto „schlauer und weniger“ ist aktuell überhaupt nicht denkbar. Die grüne Kapitulation ist nur noch traurig. 

Als sich vor 45 Jahren in Deutschland die ersten Gruppen einer politischen Naturschutz- und Ökologiebewegung bildeten, war die Kritik der Ideologie vom ständigen Wirtschaftswachstum zentral. Die Kernthese wurde später auch von Denkern bestätigt, die nicht aus der Öko-Bewegung stammten. So bedauerte der seinerzeitige Bundespräsident Horst Köhler im Jahre 2008, dass mittlerweile alle Länder dem Modell der Industriestaaten folgen, „von dem wir jedoch inzwischen wissen, dass es die Tragfähigkeit der Erde überfordert.“

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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