Persönlicher Kommentar
Revolution im Schaltkasten?
Es erstaunt, wie lange gute Ideen warten müssen, bis sie „dran kommen". Ich habe vor rund 40 Jahren zum ersten Mal von einem Fachmann der Elektrotechnik gehört, dass man das Netz sehr viel besser managen könnte, wenn unserer Stromzähler schlau gemacht würden: Die kleinen, damals einheitlich schwarzen Kästen sollten „wissen", wieviel Strom aktuell erzeugt wird und wie groß die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage gerade ist. Man könnte dann den Strom zu einem niedrigeren Preis anbieten, wenn viel erzeugt wird. Umgekehrt würde bei großer Nachfrage der Preis steigen und dazu anregen, den Verbrauch zurückzufahren. So der Fachmann von damals.
Das Ziel der Netzsteuerung ist bekanntlich, Erzeugung und Nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen. In den alten Stromzeiten wurden schlicht die Kraftwerke hochgefahren, wenn die Nachfrage stieg. Dass man auch die Nachfrage über flexible Preise beeinflussen könnte, war lange ein Tabu und wohl auch ein technisches Problem. In den heutigen digitalen Zeiten ist es keine Hexerei, das Netz mit intelligenten Verfahren stabil zu halten, die Kosten zu senken und die Risiken zu minimieren. Das „Zauberwort" heißt „Smart Grid".
Das „schlaue Netz" ist in allen Teilbereichen kein unlösbares Problem mehr. Schlaue Zähler stehen zur Verfügung. Akkus zum günstigsten Preis laden, mit der Wärmepumpe zum besten Zeitpunkt heizen, Verbräuche bei hohen Preisen reduzieren und den technischen Fortschritt gewinnbringend genießen – alles möglich, aber noch lange nicht Standard. Standard ist die veraltete Technik. Leider.
Bundesministerin Reiche spricht in ihrem kritikwürdigen aktuellen 10-Punkte-Programm auch von Digitalisierung. Man muss ihr Widerstand leisten, wenn sie der Gaswirtschaft zu weiteren Gewinnen verhelfen und die Dekarbonisierung aufhalten will. Man müsste sie aber unterstützen, sollte sie wirklich die digitale Revolution in die Schaltkästen des Landes bringen. Alle würden davon profitieren.
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