Persönlicher Kommentar
Nachfolger gesucht
Dass sich in der weltweiten Kommunikation das politische Spitzenpersonal fast nur zu ökonomischen und geopolitischen Machtfragen äußert, halte ich für eines der großen Probleme. Es vermittelt sich so der Eindruck, dass diese Fragen die allein entscheidenden sind. Viele mögen denken: Die anderen Themen werden wohl nicht so wichtig sein – sonst würden doch auch die Mächtigsten dieser Welt darüber reden!
Jetzt ist ein Staatsoberhaupt verstorben, das diesen Trend nicht mitgemacht hat. Dieser Mann hat während seiner gesamten Regierungszeit nicht nur ungeschminkt über den Skandal der weltweiten Armut gesprochen und geschrieben, er hat auch verharmlosungsfrei die ökologischen Probleme benannt. Er hat nicht verschwiegen, dass menschliches Fehlverhalten das „gemeinsame Haus“ in große Gefahr bringt. Klimatische Überhitzung, Verschmutzung, Wassernot und Verlust der Artenvielfalt wurden von ihm als zentrale Problem beschrieben. Ihre Leugnung und Verdrängung hat er angeprangert. Frühzeitig hat er darauf hingewiesen, dass der Einsatz gegen die weltweite Armut eine wichtige Voraussetzung auch für die Lösung der ökologischen Überlebensprobleme ist: Wenn die Kinder täglich hungern denken die Eltern nicht an den Schutz der Natur! In einer seiner Schriften klagte er deshalb die sozial desinteressierte, neoliberale Wirtschaftsweise unmissverständlich an: „Diese Wirtschaft tötet!“
Die weltweite Bewegung für ökologische und soziale Verantwortung hat einen wichtigen Repräsentanten verloren. Wer wird Papst Franziskus nachfolgen? Wird auch das künftige Staatsoberhaupt des monarchischen Kleinstaates Vatikan eine sozial-ökologische Ethik einfordern? Werden sich endlich auch andere Spitzenkräfte der internationalen Politik in ähnlich klarer Weise um eine Orientierung der Ökonomie an den Zielen des globalen Gemeinwohls bemühen? Oder wird Franziskus bald vergessen sein?
Wichtiger Hinweis:
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