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Persönlicher Kommentar

Kindchen-Schema

Es ist ein altbekanntes Phänomen: Auch von eher ungemütlichen Tieren ist die Baby-Ausgabe richtig „süß“. Das Kindchen-Schema – klein, große Augen, rundliche Formen – löst gute Gefühle der Zuwendung aus. Klein kann nicht gefährlich sein – so der Eindruck.

Markus Söder selbst ist ziemlich groß. Er möchte wahrscheinlich noch ein bisschen größer sein – nicht körperlich, eher einflussmäßig. Deshalb lässt der Mann kein Thema aus und kann niemals Ruhe geben. Dieser Tage hat er erneut die Rückkehr zur Atomkraft gefordert – dieses Mal mit dem Baby-Trick: Es sollen in Deutschland viele „kleine“ Reaktoren gebaut werden. Da man diese „SMR“ (Small-modular-reaktor) in Serie herstellen will, soll die Sache richtig billig werden. Bisherige „große“ Reaktoren sind sauteuere Einzelanfertigungen mit langen Bauzeiten und extremen Kosten. Man kann sie nirgends ohne Staatsgelder realisieren. Söders „Mini-Reaktoren von der Stange“ sollen sich Firmen locker leisten und sozusagen neben der Produktionshalle auf den Firmenparkplatz stellen können – so sehen das die Befürworter. Am Ende liefert vielleicht Amazon das gute Stück zu „Black Friday“ ins Haus, samt „kleinem“ Zwischen- oder Endlager? 

Man muss es leider so sagen: Markus Söder spielt ein ganz gefährliches Spiel mit uns: Viele kleine Reaktoren stellen viele große Gefahrenquellen dar. Je mehr Anlagen, desto höher die Wahrscheinlichkeit von Unfällen. Je mehr Anlagen, umso mehr Ziele für Terroristen und Aggressoren. Je mehr Anlagen, umso mehr Überwachung und Kontrolle wird nötig sein. Je mehr Anlagen, umso größer der Atommüllhaufen. Auch die „Baby-Reaktoren“ kommen schließlich nicht ohne die gar nicht niedliche Atomspaltung aus. 

Das Kindchen-Schema „ach wie klein, ach wie niedlich, ach wie süß“ mag anfangs faszinieren. Auf Dauer wirkt es nicht. Der niedlichste Frischling wird am Ende vielleicht ein gar nicht so gemütlicher Keiler mit sehr gefährlichen Hauern…

Autor/in:
Bernhard G. Suttner
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