Persönlicher Kommentar
Faire Woche - der Beitrag der Bundesregierung
Fast jedes Problem hat eine private und eine politische Seite. Im Straßenverkehr geht es um die Verantwortung aller einzelnen; es gibt aber auch eine Straßenverkehrsordnung. Sie ist nicht privat („kann man machen, oder auch nicht") sondern verpflichtend. Für alle. Ähnlich beim Steuerzahlen: Es gibt das Gesetz - und die Steuermoral der einzelnen. Wenn etwas gut funktionieren soll, brauchen wir immer beides – die gesetzliche Regel und die private Moral. Das Zusammenspiel beider Elemente bringt den Erfolg!
In ganz Deutschland laufen - wie immer im Herbst – aktuell die „Fairen Wochen". „Fairen Handel" gibt es seit gut 50 Jahren. Ganz marktwirtschaftlich sollte das Angebot um eine zusätzliche Qualität angereichert werden: „Kaffee, Schokolade und T-Shirt plus Beitrag zu mehr Gerechtigkeit, ohne Kinderarbeit, mit gerechtem Lohn, mit Bildungschancen für Frauen – greifen sie zu!"
Heute ist Fair Trade zwar immer noch eine Nische im Einzelhandel, aber wir reden mittlerweile immerhin über Milliardenumsätze und nachgewiesene, gute Wirksamkeit.
Erst sehr spät kam die Idee dazu, wie bei anderen gesellschaftlichen Problemen auch hier das Private durch ein Gesetz zu ergänzen und so noch viel wirksamer zu machen. Der ehemalige Bundesentwicklungsministers Dr. Gerd Müller (CSU), setzte das sog. „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz" (tolles Wort!) aufs Gleis: Es sollte Firmen dazu anhalten, beim Import von Rohstoffen, Vorprodukten oder fertigen Waren auf ein Mindestmaß sozialer und ökologischer Erfordernisse zu dringen. Müller nannte sein Werk seinerzeit im Bundestag das „ganz sicher wichtigste Gesetz für mehr Gerechtigkeit zwischen Reich und Arm." Wahrlich ein großer Anspruch!
Der Beitrag der aktuellen Bundesregierung zur diesjährigen „Fairen Woche" ist der Beschluss, dieses „wichtigste Gesetz" abzuräumen. Fair Trade wird wieder reine Privatsache...
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